Die Reichserbmarschälle

Seit der fränkischen Königszeit, ab dem 7. Jahrhundert n. Chr., muss man sich einen “Königshof” als ortsungebundenen, manchmal riesigen Tross aus Mensch, Tier und Hausstand vorstellen, der in “deutschen” und europäischen Landen herumzog oder Krieg führte und dabei Quartier in sog. Königshöfen bezog, die extra zu diesem Zwecke über das Land verteilt waren.

Diese Gesellschaft hatte natürlich einen großen Organisationsbedarf, der von den sog. Reichsministerialen - die zunächst meist von niederem Adel waren - erledigt wurde, auf diese Weise aber fast zwangsläufig die zentralen Stellen kaiserlicher Macht innehatten, die da waren: Mundschenk, Truchseß, Kämmerer und Marschall.

Die Feldmarschälle hatten sich in diesem Zusammenhang v.a. um Transport- und Handelsangelegen, den Judenschutz, Aufmärsche, die Inszenierung von Reichstagen und v.a. um die Angelegenheiten des Heereswesens und der Kriegsführung zu kümmern. Sie hatten außerdem das Privileg, dem Kaiser bei seiner Krönung die Krone aufs Haupt zu setzen.

Im Laufe der Zeit wurden diese Ämter erblich weitergegeben.

 

Reichserbmarschall Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim-Treuchtlingen

Gottfried Heinrich wurde im Jahre 1594 geboren und evangelisch getauft. Er studierte ab1607 in Tübingen und später, zusammen mit Wallenstein in Altdorf bei Nürnberg.

Gottfried Heinrich war hochgebildet und ehrgeizig. Vermutlich auch in diesem Zusammenhang trat er schon als junger Mann zum katholischen Glauben über und beschloß fortan “im Krieg sein Glück zu versuchen”.

Sein Mut und seine ritterliche, überlegene Kriegskunst zeigte sich schon in seiner ersten Schlacht am “Weißen Berg”, wo er zusammen mit den kaiserlichen Streitkräften (katholiche Liga) die Truppen Böhmens, Mährens, Schlesiens, und Niederösterreichs vernichtend schlug und schwer verwundet wurde.

Nach weiteren Siegen im Veltin, um Riva und anderen Schlachten, wurde er 1628 vom Oberst zum “Generalzeugmeister der Liga” designiert, was heute dem Rang eines Generals der Artillerie entspräche und in den Grafenstand erhoben.

Seinen widersprüchlichen Platz in der europäischen Geschichte erwarb er sich bei der Belagerung Magdeburgs unter Tilly, wo ein kleineres, von ihm gelegtes taktisches Feuer sich zum Inferno entwickelte und 12.000 Magdeburgern das Leben kostete.