PAPPENHEIM - geschichtsträchtige Stadt in einem alten Kulturraum

Die Stadt Pappenheim befindet sich in einem Siedlungsraum und an einem Knotenpunkt des Fernhandels, der weit vor die Zeit des Mittelalters zurückreicht. Neben steinzeitlichen Funden wird die Bedeutung des alten Kulturraumes anhand keltischer Überreste seit dem 4. Jahrhundert erkennbar: Mit der "alten Bürg" ist neben einer Vielzahl von Hügelgräbern eine Fliehburg nachweisbar. Die Siedlungskontinuität setzt sich auch in der römischen Kaiserzeit fort, als der Raum hinter dem rätischen Limes mit seinen villae rusticae ein Versorgungszentrum der römischen Grenztruppen und Städte darstellte.

Nach einer wechselvollen Zeit, den Einfällen von Alamannen ab 233 n.Chr. und dem Eindringen germanischer Stämme folgend, beginnt spätestens ab dem 7. Jahrhundert eine Neusiedlung im heutigen Stadtgebiet Pappenheims. Allerdings setzt diese nicht am Burgberg ein, sondern an einer Altmühlfurt im Bereich um die Galluskirche. Mit einem deutlich höheren Wasserspiegel war die Altmühl damals als Verkehrsweg nutzbar.

Die fränkische Mission (Zentren Eichstätt, Solnhofen) im fränkisch-schwäbisch-bayerischen Großraum macht nachvollziehbar, dass sich mehr und mehr Siedler niedergelassen haben müssen. Als Kristallisationspunkt fränkischer Herrschaft wird bei der Galluskirche sogar ein Königshof vermutet.

Mit der 1200-Jahr-Feier im Jahre 2002 haben die Pappenheimer die erste gesicherte Nennung des Ortes gefeiert. 802 schenkte eine Edelfrau Reginsind Pappenheim dem Kloster St. Gallen (Schweiz). Bald wurde die Siedlung aber wieder fränkisches Reichsgut.

Wegen des beengten Gebietes um die im 9. Jahrhundert errichtete Galluskirche begann sich Pappenheim spätestens nach 1000 unterhalb des Burgberges auszubreiten. Auf diesem ist ab dem 11. Jahrhundert der Bau einer ersten Burganlage nachweisbar, die ihren heutigen Charakter in staufischer Zeit und durch Umbauten bis ins 18. Jahrhundert erhält. Spätestens mit dem Amt des Reichserbmarschalls wurde Pappenheim seit 1193 als Reichslehen Teil des Herrschaftsgebietes der Freiherren zu Pappenheim.

Eng mit den Privilegien der Reichserbmarschälle ist in der Folge der besondere Charakter Pappenheims verknüpft. Im Jahre 1288 bekam die Ortschaft von König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht verliehen. Ein eigener Markt mit Marktkirche bestand schon deutlich früher. In der Folge wird Pappenheim mit einer Stadtmauer, Türmen und Toren umgeben und erhält seinen bis heute erlebbaren geschlossenen Siedlungscharakter. In ihrem Herrschaftsbereich übten die Freiherren von Pappenheim die hohe Gerichtsbarkeit aus.

Mittels des Judenprivilegs konnten die Reichserbmarschälle schon zu sehr früher Zeit Juden gegen Entgelt die Möglichkeit anbieten, sich in der Stadt anzusiedeln. Sie konnten von hier aus Handel treiben und genossen eine gewisse Rechtssicherheit (Judenschutz). Zeugnisse dafür sind nicht nur das Pappenheimer Judenregal aus dem 14. Jahrhundert, sondern auch die Judenfriedhöfe. Eine der beiden Hauptstraßen Pappenheims, die heutige Deisinger Straße, wurde Judengasse genannt. Als Feuerwehrhaus erhalten ist die jüdische Synagoge aus dem 19. Jahrhundert. 

Mit dem Vorgängerbau der heutigen Stadtkirche, die aus dem 15. Jahrhundert stammt, und dem 1372 gegründeten Augustinereremiten-Kloster rückte das kirchliche Zentrum gleichfalls von der Galluskirche, die Friedhofskirche wurde, in das neue Stadtzentrum. Immer mehr Handwerker - besonders Hafner, Nadler, Tuchmacher und Bortenmacher - siedelten sich an und organisierten sich in Zünften und Bruderschaften. Als Sitz der Hauptnadlerzunft verlor Pappenheim erst im Laufe des 19. Jahrhunderts und der beginnenden Industrialisierung seine herausragende Bedeutung an Schwabach. Neben einer bekannten Papiermühle ab dem 17. Jahrhundert versuchten die seit 1628 zu Grafen erhobenen "zu Pappenheim" auch durch eine Fayencenfabrik wirtschaftliche Impulse zu setzen.

Obwohl die Reichserbmarschälle Amtmänner des katholischen Kaisers waren, vollzog sich die Reformation in Pappenheim wie in vielen fränkischen Regionen bereits nach 1539. Daran änderte auch der berühmt-berüchtigte "Schrammhans" Gottfried Heinrich kaum etwas, der während des Dreißigjährigen Krieges als kaiserlicher Feldmarschall und Konvertit zum katholischen Glauben in die Geschichte einging. Sein Reiterregiment, die Pappenheimer Kürassiere, trug seinen Namen quer durch Europa. Dabei lösten sich Ehrfurcht vor der militärischen Leistung und - spätestens seit der Zerstörung Magdeburgs - Angst vor gnadenloser Grausamkeit ab. 

Mit dramatischen Folgen für Stadt und Umland wurde Pappenheim nach dem Tod Gottfried Heinrichs in der Schlacht von Lützen 1632 selbst zweimal belagert. 1633 musste es sich dem schwedischen Feldmarschall Horn ergeben. Auch während des spanischen Erbfolgekrieges wurde die Stadt 1703 mit Einquartierungen bedacht und 1704, diesmal von französischen Truppen, geplündert. Einen anschaulichen Bericht darüber geben die Aufzeichnungen des Mesners und Siebmachers Johann Martin Zuttel. Die Burg verfiel in der Folgezeit völlig. 

Auch wenn das Neue Schloss, das 1822 nach Plänen Leo von Klenzes fertig gestellt worden ist, eine andere Sprache zu sprechen scheint, neigte sich mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die Herrschaft der Grafen zu Pappenheim dem Ende zu. Stadt und Herrschaftsgebiet wurden 1806 bayerisch. Seit 1812 ist das von der Stadtgemeinde erworbene Rathaus Symbol der bürgerlichen Selbstverwaltung.

Das wirtschaftliche Geschehen wurde in der Folge neben den Handwerksbetrieben von Händlern und Bankiers bestimmt. Ab Ende des 19. Jahrhunderts setzten Steinbruchbetriebe, Ofenfabrik, Möbelfabrik, Mälzerei und Bierbrauerei sowie eine große Lungenheilstätte neue Akzente. Letztere begründete auch Pappenheims Ruf als ältester Luftkurort Bayerns. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen wirtschaftliche Impulse zudem von der Strickwarenfabrik Hofana des Ehepaares Charlotte und Georg Nestler aus.

Einen weiteren wichtigen Einschnitt stellte die Gebietsreform in den 1970-er Jahren dar. Nach der Eingemeindung von Übermatzhofen wurden 1978 Bieswang, Geislohe und Zimmern sowie die Grafendörfer Göhren, Neudorf und Osterdorf Teil des Kleinzentrums Pappenheim.
Geprägt wird die Stadt heute durch die 1958 gegründete Evangelisch-Lutherische Landvolkshochschule und das Haus Altmühltal der Rummelsberger Anstalten. Neben Tourismus zeichnen den Wirtschaftsstandort Pappenheim vor allem Zulieferbetriebe der Automobilindustrie, der Blechverarbeitung und Elektrotechnik, des Metallgusses und des Maschinenbaus aus.

Zur Namensgebung und ersten Besiedelung der Stadt Pappenheim

Die erst Besiedelung der Region um Pappenheim durch die Kelten ist schon in vorchristlicher Zeit, etwa 400 v.Chr. durch Ausgrabungsfunde nachgewiesen. Nach den Römern beherrschten die Alemannen das Gebiet, bevor die Franken um das Jahr 500 n. Chr. die Region um Weißenburg und Pappenheim dem Fränkischen Reichsgut angliederten.  

Am 12. November 802 n.Ch. wird Pappenheim erstmals in einer Urkunde genannt. Es ist die Schenkungsurkunde der edlen Frau Reginsind, Tochter des Franken Germund und Witwe des Gaugrafen Bertold aus dem Thurgau in der Schweiz. Sie verschenkt ihre im Sualafeld gelegenen Besitzungen um Pappenheim, Niederpappenheim, Dietfurt und Schambach an das Kloster St. Gallen, zum Heile Ihrer und Ihres Sohnes Seelen. Die Original-Urkunde befindet sich heute im Stifts Archiv St. Gallen in der Schweiz. Besonders interessant in der Urkunde ist, dass neben Pappenheim auch Niederpappenheim genannt wird.

In den nachfolgenden Urkunden gibt es viele unterschiedliche Schreibweisen von Pappenheim wie etwa Pabenhaimb, Bapinhaimb, Bappenheim und ähnlich.

Was die eigentliche Namensgebung des Ortes Pappenheim betrifft, sind sich alle Autoren und Forscher einig, dass es sich dabei um eine naheliegende aber urkundlich nicht belegte Erkenntnisse handelt. Als Namensgeber sind die Namen Papo, Papin und auch Badubert genannt.

Darunter reiht sich nahtlos die Version des heimatverbundenen Pappenheimer Volksschulrektors August Bergauer aus dem Jahre 1960 ein. Diese Version hat Bergauer seinen Schülern in den 1960er und 1970er Jahren gelehrt, sodass sie noch heute in Pappenheim sehr präsent ist.

Bergauer schreibt: „Der Name Pappenheim ist fränkisch, er bedeutet „Heim des Pappo“. Der Personenname ist verwandt mit Pipin (Vater Karls des Großen) und bedeutet DER STREITER.“

Im 10. und 11. Jahrhundert entwickelte sich die Burg in unterschiedlichen Bauformen zu ihrem heutigen Erscheinungsbild, was verschiedene Führer wissenschaftlich belegt ausführen.

Zur Besiedelung Pappenheims schreibt der bekannte Heimatforscher Dr. Wilhelm Kraft (keine Urkunden bekannt): „Pappenheim ist als Dorf und Königshof schon zur Zeit Karls des Großen bekannt ...“. Diese Besiedelung dürfte in Gebäuden bei der heutigen Brunnmühle, dem turmartigen Bau der Galluskirche und als Königshof (Raststation des Königs auf Reisen) dem heutigen Gasthof „Zum Grünen Baum“ bestanden haben. In vielen Führern und Beschreibungen ist der heutige gräfliche Bauhof als dieser Königshof benannt. Dabei wird jedoch übersehen, dass zur Zeit Karls des Großen an dieser Stelle noch unzugängliches Sumpfgebiet war. Die erhöhte Lage und insbesondere der große Brunnen spricht eindeutig für den Grünen Baum als ehemaligen Königshof.

Die weitere Besiedlung Pappenheims hat sich später im Schutze der Burg am Fuchsberg und Schlossberg in Richtung jetzige Innenstadt fortgesetzt.